Ein Thema, das viele Hundebesitzer*innen bewegt – manche verzweifeln daran, andere wissen gar nicht so recht, wie sie anfangen sollen. Denn ein Spaziergang mit ziehendem Hund kann alles andere als erholsam sein. Statt gemeinsam entspannt unterwegs zu sein, fühlt es sich manchmal eher nach Tauziehen an – und das ist auf Dauer weder für den Menschen noch für den Hund angenehm.
Aber mal ehrlich, wer von uns schiebt nicht manchmal das Training der Leinenführigkeit auf die lange Bank? Irgendwie gewöhnt man sich ja auch daran, wenn man nicht gerade auf Weltreise gehen möchte. Schließlich gibt es noch andere Dinge im Leben mit unserem Hund, die wichtiger erscheinen – wie zum Beispiel der Freilauf.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass viele von uns nicht genau wissen, wie sie ihrem Hund beibringen können, dass man an der Leine ein Team sein sollte. Damit der Spaziergang zur entspannten Angelegenheit wird und nicht zum wilden Ausflug in die Unberechenbarkeit.
Methoden
Es gibt verschiedene Wege, einem Hund Leinenführigkeit beizubringen. Jede Methode hat ihre eigenen Stärken und kann dabei helfen, den Spaziergang entspannter und angenehmer zu gestalten. Im Folgenden stelle ich einige bekannte Ansätze vor.
Stehen bleiben, wenn der Hund an der Leine zieht
Bei dieser Methode bleibt der Mensch sofort stehen, sobald der Hund an der Leine zieht. Der Hund erfährt dadurch: Solange Zug auf der Leine ist, geht es nicht weiter. Erst wenn die Leine wieder locker wird, setzt sich der Spaziergang fort.
Es gibt verschiedene Varianten. Manche gehen einige Schritte rückwärts, sobald der Hund zieht. Andere setzen zusätzlich ein klares Abbruchsignal ein, bevor sie rückwärtsgehen, bis der Hund wieder die Orientierung zum Menschen aufnimmt.
Der Knackpunkt dabei ist, dass Hunde nicht das lernen, was wir uns wünschen, sondern das, was wir ihnen tatsächlich beibringen. Bei dieser Methode der Leinenführigkeit kann es passieren, dass der Hund lernt, dass das Ziehen zur Übung dazugehört. Diese Methode erfordert daher viel Geduld, gutes Timing und Beharrlichkeit.
Richtungswechsel
Bei dieser Methode wird die Richtung geändert, sobald der Hund beginnt, den Menschen zu überholen oder dabei ist, ihn zu überholen. Der Mensch dreht sich ruhig um und geht in eine neue Richtung weiter. Ist der Hund aufmerksam, folgt er dieser Bewegung und die Leine bleibt locker.
Abwechslung im Training kann durch Tempowechsel geschaffen werden, was die Orientierung am Menschen zusätzlich unterstützt.
Wichtig ist der richtige Zeitpunkt. Die Richtung oder das Tempo sollten verändert werden, solange der Hund noch neben oder hinter dem Menschen läuft. Dadurch wird die Orientierung für den Hund erleichtert und die Führung klarer.
Blockieren
Bei dieser Methode soll der Hund lernen, mit seinen Vorderpfoten hinter der Körperachse des Menschen zu bleiben. Um das zu erreichen, stellt sich der Mensch dem Hund in den Weg, indem er sich zu ihm eindreht und ihn so am Überholen hindert. Mit welcher Intensität dieses geschieht, hängt vom jeweiligen Hund ab.
Sobald der Hund anhält, wendet sich der Mensch wieder nach vorn und geht weiter. Versucht der Hund, seitlich vorbeizugehen, kann er ruhig und klar mit der Hand gestoppt werden.
Wichtig ist, sich vorher zu überlegen, ob das Ziel darin liegt, dass der Hund sich am Menschen orientiert, oder ob es genügt, wenn er einfach hinter dem Menschen bleibt.
Leinenführigkeit mit Futter
Bei dieser Methode wird der Hund mit Futter dafür belohnt, wenn er neben seinem Menschen läuft und die Leine dabei locker bleibt. Der Hund verbindet die Position am Menschen mit einer angenehmen Belohnung.
Der Knackpunkt dabei ist, dass der Hund das Futter in den Mittelpunkt stellen kann. Bleibt die Belohnung aus oder ist eine Ablenkung spannender, orientiert er sich möglicherweise nicht mehr am Menschen. Deshalb sollte man sich bewusst machen, ob der Hund mit dieser Methode tatsächlich die Orientierung am Menschen verinnerlicht oder ob er in erster Linie auf die Futtergabe achtet.
Natürlich gibt es noch weitere Methoden – und diverse Variationen und Kombinationen dieser Methoden. Eine Methode, die funktioniert, ist immer klasse. Perfekt wird es, wenn ihr sie auch im Alltag mit eurem Hund umsetzen könnt.
Vergesst nicht, trotz der großen Auswahl an diversen Hilfsmitteln im Handel, dass ihr als Mensch – Sozialpartner*in – das Allerwichtigste für euren Hund seid!
Fundamente legen
Bevor wir uns mit der Praxis beschäftigen, lohnt es sich, einen Schritt zurückzugehen. Frag dich einmal: warum zieht ein Hund eigentlich an der Leine?
Es kann verschiedene Gründe geben. Vielleicht kennt dein Hund Leine und Spaziergänge bisher kaum, zum Beispiel aus einer Tierschutz-Vergangenheit. Vielleicht ist das Training bisher nicht konsequent genug gewesen, und das Ziehen hat sich zur Gewohnheit entwickelt. Oder dein Hund zieht, weil er schnell zu spannenden Gerüchen oder zu anderen Hunden möchte und du hast es ihm oft erlaubt. Manche Hunde ziehen auch, um etwas Unangenehmes zu vermeiden, und erleben schon das Wegkommen als Belohnung.
Hunde können in ihrem Verhalten sehr ausdauernd sein. Selbst wenn das Ziehen am Halsband unangenehm ist, nehmen sie das in Kauf, wenn sie dadurch ihr Ziel erreichen. Bestimmt kennst du diese Momente, in denen dein Hund eine ganz bestimmte Spur gefunden hat und nichts anderes mehr zählt.
Und dann lohnt sich auch ein Blick auf uns selbst. Wie stehen wir eigentlich zur Leinenführigkeit? Vielleicht merken wir, dass unser eigener Widerstand größer ist, als wir dachten. Und der hat manchmal weniger mit dem Hund oder der Methode zu tun, sondern mit unserer Haltung zum Thema.
Ein wichtiger Punkt ist deine persönliche Vorstellung davon, was Leinenführigkeit bedeutet. Stell dir einmal vor, wie du und dein Hund auf einem Foto aussehen würden, wenn alles harmonisch läuft. Wie ist deine Haltung, wohin richtest du deinen Blick, wie haltet ihr die Leine, wo genau befindet sich dein Hund? Läuft er direkt neben dir, ein kleines Stück voraus oder eher gemütlich hinterher? Und wohin schaut er?
Mach dir auch bewusst, dass du für deinen angeleinten Hund mehr Verantwortung trägst als für einen freilaufenden.
Das klingt vielleicht nach großen Fragen, aber im Kern geht es darum, dass wir uns selbst reflektieren. Leinenführigkeit beginnt nicht beim Hund, sondern bei uns am anderen Ende der Leine. Bevor du dich mit Methoden beschäftigst, überlege dir, wie du das Thema für dich und deinen Hund angehen möchtest.
Auf diesem Fundament aufbauen
Nachdem du dir die Grundlagen bewusst gemacht und vielleicht auch schon eigene Antworten gefunden hast, wird es Zeit, in die Praxis des Leinentrainings zu gehen. Dabei gibt es einige Punkte, die du beachten solltest:
– eine ablenkungsfreie oder zumindest ablenkungsarme Umgebung
– stellvertretende Reize und Situationen, die Schritt für Schritt eingebaut werden können
– Training in einer Gruppe mit anderen Hunden
– die richtige Stimmung für das Training
– ausreichend Lernpausen
Am Ende geht es darum, die Methode zu finden, mit der du und dein Hund gut zurechtkommst und die ihr auch im Alltag leben könnt. Dann ist es oft gar nicht mehr so schwer, die passende Herangehensweise für euch beide zu finden.
Fünfe gerade sein lassen?
Ja, das ist möglich. Weder wir noch unsere Hunde sind Roboter. Es gibt Tage, an denen wir voller Energie sind und konzentriert üben können, und es gibt Tage, an denen uns schon der Gedanke an Training schwerfällt. An solchen Tagen ist es oft besser, dem Hund bewusst mehr Freiraum zu geben und ihn auch an der Leine ziehen zu lassen, solange niemand gefährdet wird.
Wichtig ist, dass wir diese Entscheidung klar treffen. Wenn wir unterwegs ständig korrigieren und am Ende doch nachgeben, lernen Hunde sehr schnell, dass Durchhalten zum Erfolg führt. Das ist nicht die Botschaft, die wir vermitteln wollen.
Es kann also eine gute Lösung sein, sich schon vor dem Spaziergang klarzumachen: Heute darf mein Hund ziehen, morgen üben wir wieder konzentriert, und das mit Freude, Geduld und voller Aufmerksamkeit. Das verstehen unsere Hunde.
Rituale geben Struktur
Auch beim Leinentraining kann es hilfreich sein, mit einem Anfang und einem Ende zu arbeiten. Ein Anfangsritual macht dem Hund deutlich, dass jetzt geübt wird. Dieses Signal sollte immer klar sein. Ob es bei dem einen Hund deutlicher betont werden muss als bei dem anderen, ist individuell, doch Klarheit gehört in jedem Fall dazu.
Danach beginnt die eigentliche Trainingsphase: konzentriert, fokussiert und in einer ruhigen, wohlwollenden Haltung. Oft reichen schon kurze Einheiten aus, wenn sie klar aufgebaut sind.
Zum Abschluss gibt es ein Endritual, das dem Hund zeigt, dass die Trainingsphase beendet ist. Das kann ein fröhliches Lob sein oder auch ein paar Schritte gemeinsam laufen, um den Hund aufzulockern. Wenn die Leine in diesem Moment straff ist, spielt das keine Rolle, denn das Training ist zu Ende.
Solche Rituale geben Sicherheit und Struktur, sowohl uns Menschen als auch unseren Hunden. Sie schaffen Klarheit und Verlässlichkeit, gerade wenn die Leinenführigkeit schon länger ein Thema ist.
Mit der Zeit werden wir merken, dass sich unsere Hunde auch außerhalb der Trainingseinheiten immer häufiger an uns orientieren. Sie bleiben von sich aus im Nahbereich, und die Leine bleibt dadurch locker. Wann dieser Punkt erreicht ist, hängt ganz vom Hund ab. Jeder Hund hat sein eigenes Lerntempo.
Ein Gedanke zum Schluss
Scheut euch nicht, Unterstützung zu suchen. Auch Profis dürfen einmal um Hilfe gebeten werden. Sprecht andere Hundebesitzer an, bei denen die Leinenführigkeit gut klappt, und fragt nach ihren Erfahrungen. Viele teilen ihr Wissen gerne. So kann jeder seinen eigenen Weg finden, und der gemeinsame Spaziergang wird Schritt für Schritt entspannter und schöner.