2. Teil: Vom Plan zum gemeinsamen Lernen
Manche Situationen im Alltag brauchen klare Signale, also Worte, die Orientierung geben. Beispiele sind Rückruf, Stopp oder auch Sitz, Platz und Bleib. Es sind sozusagen die Vokabeln, die wir gemeinsam üben, das formale Lernen. Wie beim Vokabelpauken früher: verstehen, wiederholen, vertiefen und festigen. Das sind die ersten Schritte.
Wenn du den ersten Beitrag zu diesem Thema noch nicht gelesen hast, findest du dort die Grundlagen zur klassischen und operanten Konditionierung (hier geht es zum 1. Teil).
Der erste Beitrag liegt also hinter uns. Jetzt wird es praktischer. Noch nicht ganz Training, aber der Weg dorthin. Bevor wir mit unseren Hunden ins eigentliche Üben gehen, lohnt sich ein Blick darauf, was wir eigentlich wollen und wie wir das Lernen für unsere Hunde so leicht wie möglich machen können.
Was soll mein Hund lernen?
Ich beginne damit, mir einen Plan zu machen. Was möchte ich, dass mein Hund kann? Und was ist vielleicht gar nicht so entscheidend? Nicht jeder Hund muss alles können. Und nicht jedes Signal passt zu jedem Hund. Manche Hunde machen lieber Platz, andere setzen sich lieber. Es gibt einfach verschiedene Typen von Hunden, und das ist gut so. Über all das dürfen wir uns vorher Gedanken machen, bevor wir anfangen zu üben.
Wenn klar ist, was mir wichtig ist, überlege ich, wie leicht ich es meinem Hund machen kann, das zu lernen. Ich plane die Übung in kleine Schritte.
Am Anfang gestalte ich das Lernen so, dass mein Hund keine Fehler machen kann.
So entsteht eine angenehme und konfliktfreie Lernatmosphäre, die das Lernen für meinen Hund und auch für mich leichter macht.
Lernen, das leichtfallen soll
Wenn ich möchte, dass mein Hund auf Rückruf zu mir kommt, rufe ich nicht einfach „Hier“ und hoffe, dass er reagiert. Ich warte, bis er sich ohnehin auf mich zubewegt, zum Beispiel beim Spielen, Zuhause im Flur oder Wohnzimmer, im Garten oder beim Spaziergang.
In dem Moment, in dem er auf mich zuläuft, freue ich mich und zeige ihm, dass das, was er tut, toll und richtig ist. Erst später, wenn er verstanden hat, dass es immer schön ist, zu mir zu kommen, bekommt die Handlung einen Namen, also ein Signal wie „Hier“. Ich sage das Signal dann, wenn er es bereits zeigt, nicht vorher. So kann er das Wort direkt mit der Handlung verknüpfen und leichter verstehen.
Lernen ist eng mit Emotionen verbunden, bei uns Menschen ebenso wie bei unseren Hunden. In einer spielerischen Situation fällt es ihnen oft besonders leicht, Neues aufzunehmen. Das gilt nicht nur für Welpen, sondern auch für erwachsene Hunde.
Unsere Hunde lernen formale Dinge oft auch ganz nebenbei. Es muss uns nur bewusst sein, dass sich viele Alltagssituationen dafür eignen. Ein Signal wie „Sitz“ könnte zum Beispiel beiläufig gelernt werden, wenn ein Welpe sich von selbst hinsetzt, vielleicht um zu beobachten oder um nachzudenken. Sagen wir in genau diesem Moment, während der Welpe sich setzt, das Wort „Sitz“, nicht davor und nicht danach, kann er die Handlung leichter mit dem Wort verknüpfen.
Zusammenfassung
Bevor wir mit dem Üben formaler Signale beginnen, lohnt es sich, einen Plan zu machen. Ich überlege mir, was mein Hund tun soll, wenn ich ihm ein bestimmtes Signal gebe. Ich brauche also zunächst die Handlung, die ich konditionieren möchte. Wenn mein Hund diese sicher zeigt, kann ich sie benennen.
Konfliktfreies Lernen bedeutet, dass das richtige Verhalten leicht und das falsche Verhalten schwierig sein soll.
Unsere Hunde bestimmen das Tempo des Lernens. Jeder Hund hat sein eigenes Tempo.
Nicht alles muss perfekt sein. Am Ende zählt, dass unser Zusammenleben harmonisch, ruhig, freundlich und fröhlich bleibt. Für uns, unsere Hunde und die Welt um uns herum.
Ausblick
Im dritten Teil wird es konkreter. Wir schauen uns eine Übung genauer an und achten darauf, was dabei wirklich passiert. Es geht darum, genauer hinzuschauen, bewusster zu werden und zu erkennen, was unser Hund in diesen Momenten tatsächlich lernt.
von Alessandra
