Lernen durch Verknüpfung – Konditionierung verstehen

1. Teil: Klassische und operante Konditionierung

Immer mal wieder wird es hier rund um die Themen des Lernens gehen. Heute beginne ich mit dem Thema Konditionierung.
Das Thema ist umfangreich, deswegen wird es ein Zwei- oder Dreiteiler werden. Im ersten Teil geht es um die klassische und die operante Konditionierung, also zwei grundlegende Formen des Lernens.
Es wird diesmal etwas theoretischer, aber das ist ein gutes Fundament für das, was noch kommt.

Klassische Konditionierung
In der klassischen Konditionierung geht es darum, dass ein Hund lernt, zwei Reize miteinander zu verknüpfen.
Ein zunächst neutraler Reiz bekommt eine Bedeutung, weil er immer wieder gemeinsam mit einem Reiz auftritt, der von Natur aus eine Reaktion auslöst.

In dem bekannten Experiment von Iwan Pawlow war das Futter der sogenannte unkonditionierte Reiz, weil es von Natur aus eine unkonditionierte Reaktion auslöste – nämlich Speichelfluss. Das akustische Signal war zu Beginn ein neutraler Reiz, da es für den Hund keine Bedeutung hatte. Wurde dieser neutrale Reiz nun mehrfach mit dem Futter kombiniert, entstand eine Verknüpfung. Das Geräusch wurde dadurch zu einem konditionierten Reiz, also zu einem Signal, das eine Bedeutung erhielt und etwas ankündigte. Nach einiger Zeit reichte allein das Geräusch aus, um beim Hund Speichelfluss auszulösen. Diese Reaktion nennt man konditionierte Reaktion. Sie sieht genauso aus wie die ursprüngliche, unkonditionierte Reaktion, wird jedoch durch Lernen ausgelöst und ist damit an das Signal gebunden.

Nach demselben Prinzip wird im Hundetraining zum Beispiel ein Klicker oder Markerwort konditioniert. Das Klickgeräusch wird wiederholt mit Futter oder einer anderen Belohnung verknüpft. So wird der Klicker selbst zu einem konditionierten Reiz, der beim Hund Vorfreude und positive Erwartung auslöst, und man spricht von einem sekundären Verstärker.

Operante Konditionierung
Im Gegensatz zur klassischen Konditionierung, bei der die Verbindung zwischen zwei Reizen gelernt wird, geht es bei der operanten Konditionierung um die Verknüpfung zwischen einem Verhalten und seiner Konsequenz. Der Hund lernt durch Ausprobieren, welche seiner Handlungen sich lohnen und welche nicht.

Ein Verhalten, das eine angenehme Folge hat, wird künftig häufiger gezeigt.
Ein Verhalten, das keine oder unangenehme Folgen hat, tritt seltener auf.

Im Training bedeutet das: Wenn ein Hund für ein Verhalten gelobt und/oder belohnt wird, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass er dieses Verhalten wieder zeigen wird. Bleibt die Belohnung aus oder folgt eine unangenehme Erfahrung, wird das Verhalten seltener.

Ein bekanntes Beispiel für dieses Prinzip stammt von Edward Lee Thorndike.
Er sperrte Katzen in einen Käfig, außerhalb stand Futter. Um an das Futter zu gelangen, mussten die Katzen im Inneren des Käfigs einen Mechanismus mit der Pfote betätigen, der dazu führte, dass sich die Käfigtür öffnete.
Zunächst versuchten sie alles Mögliche; sie kratzten an den Wänden oder bissen in die Käfigstäbe. Irgendwann berührten sie zufällig den richtigen Mechanismus, und die Tür sprang auf. Mit jedem weiteren Versuch fanden die Katzen schneller heraus, was zum Ziel führte, bis sie schließlich nach dem Einsetzen in den Käfig sofort das richtige Verhalten zeigten.
Durch Versuch und Irrtum lernten die Katzen, welche Handlung zum Erfolg führte.
Thorndike nannte dieses Prinzip „Law of Effect“, also das Gesetz der Wirkung; Verhalten, das zum Erfolg führt, wird häufiger gezeigt.

Ein wichtiger Unterschied zur klassischen Konditionierung ist, dass die operante Konditionierung kontextspezifisch ist.
Das bedeutet: Der Hund lernt nicht nur das Verhalten selbst, sondern auch den Rahmen, in dem es sich lohnt, wie zum Beispiel den Ort oder die Situation.

Das Wissen, dass Hunde kontextspezifisch lernen, hilft uns, Training und Alltag besser zu verstehen und zu gestalten.

Ausblick
Im zweiten Teil wird es praktischer und näher an unserem Alltag mit Hund. Dann geht es darum, wie uns dieses Wissen im täglichen Miteinander unterstützen kann.

von Alessandra