Kindness is clever – Freundlichkeit ist klug

1. Teil: Freundlich zu mir selbst und meinem Hund

Kind is clever“ ist ein Satz, der mich wegen seiner Schlichtheit und seiner kraftvollen Aussage überzeugt. Er klingt einfach, doch der Gedanke dahinter ist alles andere als banal. Freundlich zu sein ist klug. Diese Einstellung kann im Alltag Orientierung geben.
Viele von uns wünschen sich einen Hund, der gelassen, freundlich und souverän ist. Einen Hund, der ruhig an anderen vorbeigeht und nicht weiter auffällt. Das ist verständlich. Gleichzeitig entsteht gerade an dieser Stelle schnell Druck. Wenn unser Hund sich nicht so verhält, wie es im Alltag als gesellschaftlich passend angesehen wird, hoffen wir bei jeder neuen Situation, dass es diesmal ruhiger läuft. Oft tun wir das, obwohl wir selbst angespannt sind oder obwohl uns mögliche Begegnungen oder Situationen schon im Voraus beschäftigen.

Freundlichkeit beginnt bei mir selbst
Wir wünschen uns Gelassenheit von unserem Hund, während wir innerlich vielleicht schon mit Unsicherheit oder Anspannung kämpfen. Und wir verlangen von uns selbst, solche Momente ruhig zu begleiten, auch wenn uns das an manchen Tagen schwerfällt. Genau deshalb ist es wichtig, freundlich mit sich selbst zu sein. Nicht alles von sich zu erwarten, nicht jeden kritischen Gedanken sofort ernst zu nehmen und sich nicht für Unsicherheiten zu verurteilen.
Hunde nehmen Veränderungen in unserer Stimmung und Körpersprache wahr. Wie sie darauf reagieren, ist individuell. Manche Hunde zeigen Anspannung oder Unsicherheit, andere suchen Nähe oder gehen eher auf Distanz. Wieder andere verändern ihr Tempo oder wirken zurückhaltender. Und es gibt Hunde, bei denen äußerlich kaum etwas erkennbar ist. Entscheidend ist, offen dafür zu bleiben, dass jedes Mensch-Hund-Team unterschiedlich (re)agiert.
Selbstfreundlichkeit bedeutet auch, nicht zu erwarten, dass Veränderungen von heute auf morgen passieren. Diesen Druck müssen wir uns nicht machen. Freundlich mit sich selbst zu sein heißt, sich die Zeit zu geben, die es braucht, und sie auch dem eigenen Hund zu geben. Bei manchen geht es schneller, bei manchen braucht es mehr Zeit. Beides ist völlig in Ordnung.
Etwas mehr Nachsicht sich selbst gegenüber nimmt oft schon Druck aus angespannten Momenten oder aus Begegnungen, die uns herausfordern. Das kann uns helfen. Und es kann unseren Hund unterstützen, weil unser Verhalten ruhiger, klarer und freundlicher wird.

Was unsere Einstellung prägt
Unsere Einstellung entsteht aus Erfahrungen und dem, was wir mit der Zeit gelernt haben. Wer schwierige Situationen erlebt hat, kann in ähnlichen Momenten schneller vorsichtig oder gar skeptisch reagieren. Erfahrungen können gedanklich sehr schnell abgerufen werden und unser Verhalten beeinflussen, noch bevor wir bewusst entscheiden.
Auch das Verhalten anderer Menschen kann Druck auslösen. Ein Blick, eine Haltung, ein Kommentar; all das kann Erwartungen verstärken oder Unsicherheit erzeugen. Dazu kommen Tage, an denen wir ohnehin belastet sind. Müdigkeit, Stress oder andere Faktoren können sich unmittelbar auf solche Situationen auswirken.
Hinzu kommen Überzeugungen, die wir irgendwann übernommen haben, z.B.:
Ein Hund muss das aushalten können.
Andere schaffen das doch auch.
Man muss konsequenter sein.
Solche Gedanken können Druck verstärken, ohne dass sie uns weiterhelfen. Freundlich zu sich selbst zu sein bedeutet, die eigene Geschichte zu berücksichtigen und realistisch einzuschätzen, was in einer Situation möglich ist.

Was Hunde brauchen und wie wir sie unterstützen können
Sicherheit entsteht für unsere Hunde, wenn sie sich auf uns verlassen können. Dazu gehört, dass wir unsere Umwelt aufmerksam wahrnehmen und vorausschauend handeln. Verantwortung zu übernehmen und Situationen ruhig und klar zu handhaben, trägt wesentlich dazu bei.
Ebenso hilfreich sind klare und verlässliche Rahmenbedingungen, die dem Hund Orientierung im Alltag geben, ohne dass wir dauerhaft eingreifen müssen. Struktur unterstützt ihn oft mehr als viele einzelne Anweisungen.
Auch Planbarkeit spielt eine Rolle. Hunde lernen uns schnell kennen. Wenn unser Verhalten insgesamt berechenbar bleibt, fühlen sie sich häufig sicherer. Das bedeutet nicht, jeden Tag gleich zu gestalten, sondern im Grundsatz verlässlich zu (re)agieren.
Gelassenheit kann für viele Hunde entlastend wirken. Wenn es uns gelingt, in herausfordernden Momenten ruhig zu bleiben, kann es manchen Hunden leichter fallen, sich ebenfalls zu regulieren. Es wird nicht immer gelingen und es muss auch nicht.
Grenzen gehören ebenfalls dazu. Sie sind konkrete Punkte innerhalb der Rahmenbedingungen, an denen wir dem Hund klar und fair zeigen, was in einer bestimmten Situation möglich ist und was nicht.

Freundlichkeit bleibt dabei ein wichtiger Bestandteil. Sie bedeutet nicht, alles gutzuheißen, sondern respektvoll, rücksichtsvoll und zugewandt zu handeln, besonders in angespannten Momenten.

Gedanke zum Schluss
Freundlichkeit beginnt bei uns. In unserer Einstellung, in unseren Erwartungen und in unserem Umgang mit uns selbst. Sie kann unsere Hunde unterstützen, sich sicherer zu orientieren und sich ausgeglichener zu verhalten.

Im zweiten Teil steht die Begegnungskultur unter (Hunde-)Menschen auf dem Prüfstand.

… von Alessandra