Wie der Rückruf zum Reizradar wird: Die Auswirkungen unbeabsichtigter Konditionierung auf den Hund

Es gibt Dinge im Leben, die passieren einfach, und dann gibt es Dinge, die wir ganz gezielt in die Wege leiten – besonders in der Hundeerziehung. Manchmal bringen wir unseren Hunden bewusst Signale wie „Sitz“ oder „Platz“ bei. Oft lehren sie sich auch selbst etwas. Und hin und wieder bringen wir ihnen auch versehentlich Dinge bei.

Wenn das Abrufsignal anders verstanden wird
Nehmen wir mal das Abrufsignal Komm als Beispiel. Die meisten von uns trainieren das, indem wir unseren Hund anfangs immer wieder mit Komm zu uns rufen und ihn dann mit viel Lob und Begeisterung belohnen. Er lernt also: Komm bedeutet, zu meinem Menschen zu laufen und dafür ein fröhliches Fein gemacht! oder eine Extraportion Streicheleinheiten zu bekommen. Wir üben das fleißig und steigern nach und nach die Schwierigkeit, bis der Hund auch unter Ablenkung zu uns kommt. Irgendwann läuft das wie geschmiert, und wir sind stolz, weil unser Hund so toll hört.
Jetzt spazieren wir fröhlich durch den Park, der Hund läuft frei, schnüffelt und spielt. Wir lassen ihm diese Freiheit, da er gut abrufbar ist – das haben wir uns schließlich verdient! Wenn ein Jogger oder ein anderer Hund auftaucht, rufen wir ihn zurück, er kommt brav, und darf dann wieder frei laufen. Klingt gut, oder? Doch Vorsicht! Unsere klugen Hunde erkennen dieses Muster, wenn es sich ständig wiederholt: Aha, ich werde nur gerufen, wenn vorne etwas Spannendes passiert!

Vermeidung von Missverständnissen
Nach einigen oder mehreren solcher Situationen kann es passieren, dass unser Hund beim nächsten Mal erst einmal fragt, warum er überhaupt gerufen wird: Moment mal, wieso ruft Herrchen oder Frauchen mich? Ah, da ist ein Fahrradfahrer. Naja, ich gehe trotzdem mal hin. Und so langsam wird aus dem flinken Rückruf eine gemütliche Bummeltour zurück zum Menschen. Vielleicht braucht es irgendwann sogar ein zweites oder drittes Komm, bis der Hund endlich auf uns zu schlendert. Und es dauert nicht lange, bis der Hund vielleicht gar nicht mehr direkt kommt, sondern erst mal den angeleinten Artgenossen begrüßt oder neugierig nach Wildschweinen Ausschau hält.
Was ist da passiert? Ganz einfach: Der Hund hat für sich das Signal Komm umgedeutet. Er denkt sich: Komm bedeutet, dass da vorne etwas Interessantes sein könnte, das ich erst mal prüfen muss, bevor ich zu meinem Menschen laufe. Eigentlich clever, oder?
Was können wir tun, um diese kleine „Falle“ zu vermeiden? Ganz einfach: Rufen wir unsere Hunde auch hin und wieder dann zu uns, wenn gerade nichts Aufregendes passiert. So bleibt das Signal Komm für den Hund eine vertrauenswürdige und – ganz wichtig – eine verbindliche Anweisung und keine Einladung zur Entdeckertour, in jeder Situation!
Denken wir stets daran: Hunde lernen ihr ganzes Leben lang, deshalb ist es wichtig, dass wir als Menschen kontinuierlich am Ball bleiben und uns nicht darauf ausruhen, dass der Hund das Signal Komm gut gelernt und umgesetzt hat.

Keine Sorge, wir sind alle nur Menschen und machen auch mal Fehler. Unsere Hunde sind zum Glück sehr fehlertolerant und lernen gerne mit uns zusammen. Mit ein wenig Achtsamkeit und Geduld können wir lernen, unseren Hunden die richtigen Signale zu geben bzw. zu lehren – und dabei vielleicht sogar das eine oder andere Mal schmunzeln, wenn wir merken, wie unsere aufmerksamen Snuuten uns so gut beobachten.